Ausstellung "150 Jahre Eisenbahn im Siegerland" in der Galerie Haus Seel, Siegen, Kornmarkt
7. April - 26. April 2011
Knut Lohmann
Siegen. Vor knapp drei Jahren erfuhren die Künstler vom Kunstkreis Siegerland mit
einer ,,Hommage an die alte Hütten-und Schmiedeindustrie in Alt-Weidenau" in der Galerie S große Aufmerksamkeit. Daran möchten sie anknüpfen, wenn
sie ab heute Abend im Haus Seel präsentieren,
wie sie sich mit dem aktuellen Thema "150 Jahre Eisenbahn Siegerland" künstlerisch auseinandergesetzt haben.
Mythische Verklärung und ironische Noten
Kontakt mit den Eisenbahnfreunden Betzdorf-Siegen und ein Besuch des Eisenbahnmuseums im alten Lokschuppen Siegen faszinierten die Künstler nachhaltig, was man ihren Exponaten im Haus Seel ansehen kann. Der Betrachter kann leicht Unterscheide zwischen Arbeiten, die das Thema unmittelbar spiegeln, und anderen, in welchen es in größere Zusammenhänge gestellt wird, hier und da auch unter Bezug zum Siegerland:
Zur ersten Gruppe zählen Werke, in denen der Mythos des unermüdlichen Heizers oder der Zauber des Kraftpaketes Eisenbahnlok im Vordergrund stehen oder auch die Magie eines auf Unendlichkeit verweisenden Schienenstrangs Bildinhalt geworden ist - gemalt oder fotografiert. Zur anderen Gruppe gehören beispielsweise soziologisch interessante Bilder:
„Hamsterzug“ und ,,Warten auf den Zug" -auf dem Bahnsteig sieht man unverkennbar Migranten und, besonders eindringlich auch wegen des lokalen Bezugs, ein DoppelBild von der Deportation Siegener Juden mit unverkennbaren NS-Symbolen.
Leichte Ironie glaubt man zu bemerken, wenn vor der Siegener Silhouette ein moderner Hochgeschwindigkeitszug eine Uraltlok übeholt oder wenn eine weltstädtisch gekleidete Gesellschaft dem gerade in Siegen angekommenen Zug entsteigt, um -so darf der Betrachter spekulieren -nun endlich mal die armen Verwandten hinterm Berge zu besuchen.
Einführung durch einen Eisenbahnhistoriker
Eine Collage informiert über die damals gültigen Fahrpläne der Bergisch-Märkischen Eisenbahn; und dass die Bahnlinie viele Windungen macht und durch Untertunnelung Berge überwindet, zeigt das Bild „wenn man immer dem Fluss folgt".
Interessant, wie Plastiker die Aufgabe gelöst haben: entweder abstrahierend durch eine einleuchtende Kombination aus Schwellen, schienenartigen Stücken und Rundbögen unter dem Titel ,,Weichenstellung"; oder durch eine „sprechende" Installation typischer Merkmale des Eisenbahnbetriebs mit dem Titel „Freie Fahrt", verbunden einer harmlosen Information „Vorerst keine Streiks des Bahnführers. Bei der Eröffnung der Ausstellung am heutigen Donnerstag um 19 Uhr wird Bürgermeister Steffen Mues die Eröffnungsworte sprechen; Fritz der Leiter von Kultur Siegen
führt in die Ausstellung und der Eisenbahnhistoriker Dr. Richard Vogel liefert historische Anmerkungen. Die Arbeiten können bis zum 26. April besichtigt werden.
Quelle: WR Westfälische Rundschau, Kultur, 6 .4. 2011